1. Symphoniekonzert
Sagenhaft symphonisch
Freitag, 27. September 2024 . 19:30 Uhr . Festsaal, Freiheitshalle Hof
Violine Tobias Feldmann
Chefdirigent Martijn Dendievel
Werke
Franz Liszt Les Préludes, Symphonische Dichtung Nr. 3 (16’)
Richard Blackford Niobe für Violine und Orchester, Deutsche Erstaufführung (23‘)
Pjotr I. Tschaikowsky Manfred-Symphonie h-Moll op. 58 (55’)
Konzerteinführung
18:30 Uhr, Konferenzbereich
Im Anschluss an das Konzert
Ausklang: Nachgefragt
mit Richard Blackford und Martijn Dendievel
in der KlangManufaktur
Martijn Dendievel war unser Wunschkandidat. Seit dieser Saison ist er Chefdirigent der Hofer Symphoniker. Seinen Einstand gibt er jetzt mit drei raffinierten Kompositionen, die uns nicht in Ruhe lassen.
Am Anfang der grandiosen Partitur von „Les Préludes“ beschreibt Franz Liszt das menschliche Leben poetisch als eine „Reihenfolge von Präludien“ (frz. Préludes,
dt. Vorspiele), und zwar „zu jenem unbekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt“.
Die Liebe sei das „leuchtende Frührot jedes Herzens“, aber vergänglich. Der Mensch sei eingebunden in ein elementares Spiel von Kräften, denen er sich nicht dauerhaft entziehen kann. „Und ‚wenn der Drommete Sturmsignal ertönt‘“, so Liszt martialisch, dann eile der Mensch, „wie immer der Krieg heißen möge …, auf den gefahrvollsten Posten, um im Gedränge des Kampfes … in den vollen Besitz seiner Kraft zu gelangen.“
Es gehört zu den abgründigen Momenten der Musikgeschichte, dass es die Vertreter der NS-Propaganda waren, die Liszts selbstreflexiven Text militaristisch lasen. Sie missbrauchten die Fanfare zu Beginn von „Les Préludes“ als triumphales Anfangssignal für die Berichterstattung zum deutschen „Russlandfeldzug“ – der bekanntlich scheiterte und Millionen von Menschen das Leben kostete.
Wir wollen Liszts packende Komposition dagegen in einen Kontext stellen, der hörbar macht, wie Musik selbst sich zu den großen Themen der menschlichen Existenz äußert – innere Kämpfe gehören dazu, Gewalt, Krieg und Tod auch, aber die Musik in ihrer Eigenlogik bietet ja unausweichlich zugleich einen künstlerischen Gegenentwurf.
Richard Blackfords zugängliches Violinkonzert speist sich aus dem Mythos der Niobe, die sich brüstete, mehr Kinder als Leto zu haben, die Göttin der Mutterschaft. Leto rächte sich und ließ sämtliche sieben Söhne und sieben Töchter Niobes töten. Niobe wird daraufhin zu Stein und weint auf ewig ihre Tränen. Als erfahrener Filmkomponist hat Blackford aus diesem Stoff eine virtuos unsere Emotionen ansprechende Musik geschaffen, die Niobes Gefühlszustände in ihren verschiedenen Facetten spürbar werden lässt.
Den Solopart in Blackfords Stück übernimmt Tobias Feldmann. Wir freuen uns, den Gewinner unseres Internationalen Violinwettbewerbs Henri Marteau 2011 wieder einmal bei uns begrüßen zu dürfen. Über den Preisträger des hochangesehenen Königin-Elisabeth-Wettbewerbs in Brüssel schrieb das Fachmagazin The Strad: ein „Musiker mit unverwechselbarem Ausdruck“.
Leidenschaftliche Orchesterdramatik im ganz großen Stil hören wir danach in Tschaikowskys „Manfred“, der Lord Byrons gleichnamige Dichtung in Töne setzt – Manfred ist eine Figur vergleichbar Goethes Faust. In mehreren opulent orchestrierten „Bildern“ hat Tschaikowsky Manfreds innere Kämpfe in Töne gesetzt und damit eine klangprächtige Symphonie komponiert, die lange nachwirkt.