9. Symphoniekonzert
Friedenshoffnung

Freitag, 9. Mai 2025 . 19:30 Uhr . Festsaal, Freiheitshalle Hof

Dirigent Hermann Bäumer

Werke
Igor Strawinsky Symphonie in drei Sätzen (1945) (24’)
Jón Leifs Fine II op. 56 „Abschied vom irdischen Leben“ (7’)
Bohuslav Martinů Symphonie Nr. 4 H. 305 (1945) (35’)

Dirigent Hermann Bäumer

Konzerteinführung
18:30 Uhr, Konferenzbereich

Im Anschluss an das Konzert
Ausklang: Nachgefragt
mit Hermann Bäumer und Cora Bethke

In seinem letzten Konzert als unser Conductor in Residence nimmt Hermann Bäumer einen der roten Fäden wieder auf, die wir in die laufende Saison hineingewoben haben:
In mehreren Symphoniekonzerten 2024/2025 widmen sich die Hofer Symphoniker Komponistinnen und Komponisten, die musikalisch auf Krieg und Gewalt reagiert haben, die darauf reagieren mussten oder die das facettenreiche Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden künstlerisch ausloten.
Dabei ist solche Musik gar nicht immer bedrückend. Manchmal erstrahlt sie in einer nahezu tröstlichen Schönheit, die Hoffnung spenden kann.

Strawinskys Symphonie in drei Sätzen entstand während der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs für das New York Philharmonic, nachdem der weltläufige russische Komponist in die USA übergesiedelt war. Er gab der Symphonie ungewöhnlich detaillierte Erläuterungen mit auf den Weg: Das Stück sei in Reaktion auf Kriegsfilmbilder entstanden, die Strawinsky während des Komponierens vor Augen standen; teils sei ihm dies erst danach bewusst geworden. Der Beginn der Fuge im dritten Satz zum Beispiel sollte komisch wirken, die deutsche Arroganz noch in dem Moment darstellen, in dem die Kriegsmaschinerie des Dritten Reichs zusammenbrach. Uraufgeführt wurde dieses ausgefeilte Stück mit exponiertem Klavier im Januar 1946.

Eine besondere Entdeckung bietet Ihnen Hermann Bäumer anschließend mit Musik von Jón Leifs, dem vielleicht bedeutendsten Komponisten Islands. Er war dort einer der ersten, die sich dem Komponieren als Beruf widmeten; studiert hat er ab 1916 in Leipzig. Sein Stück „Fine II“ op. 56, entstanden 1963 wenige Jahre vor Leifs’ Tod, trägt den Untertitel „Abschied vom irdischen Leben“. Es ist eine atmosphärisch dichte, klangschöne und sanft instrumentierte kurze Meditation über die Vergänglichkeit.

Zum Abschluss dirigiert Hermann Bäumer – wie schon einmal in dieser Saison – Musik eines Böhmen: Bohuslav Martinůs Symphonie Nr. 4, geschrieben vom 1. April bis 14. Juni 1945; mitten in der Komposition wurde Martinů von den Nachrichten aus Europa überrascht, die von der Kapitulation der deutschen Wehrmacht und dem Ende des Krieges in der Nacht zum 9. Mai 1945 berichteten. Von der Stimmung her ist Martinůs Komposition in ihren forschen Passagen bis zum Schluss eher heiter oder sogar überschäumend. Klanglich zeigt sie böhmische Einflüsse (Dvořák), Spuren von Martinůs Jahren in Paris (Strawinsky, Debussy) und sogar Gershwin-Einflüsse.